Am Montag den 14. Februar zogen gut 1400 Menschen durch die Hansestadt Lübeck um ihrem Unmut Luft zu machen und die Aufmerksamkeit auf eine verfehlte Corona Politik zu lenken.
Wenn man mit den Menschen spricht, hört man sehr oft, dass die Impfung unter Zwang nicht funktionieren wird und der Widerstand dafür am größten ist. Impfen ist nicht gleich Impfen, denn wenn man mehr als 3 Dosen braucht, um einen wirksamen Schutz herzustellen, sollte man vielleicht mehr von einer Prophylaxe sprechen, nicht von einer Impfung. Wir sehen eben das viele geboosterte Menschen an Corona erkranken und auch eine nicht geringe Zahl in die Krankenhäuser aufgenommen werden, weil der Krankheitsverlauf trotz Impfung sehr schwer ist.
Geboostert, ein Anglizismus der Mode geworden ist, jedoch lediglich aussagt, das dieser Mensch mehr als 2 Impfdosen erhalten hat, ist nicht besser oder schlechter als ein Mensch, der nicht geimpft ist, doch genau das ist es, was den Demonstranten an 2. Stelle schwer im Magen liegt, die modern gewordene Ausgrenzung. Nicht mehr teilhaben zu können an gesellschaftlichen Anlässen, einem Besuch bei der kranken Oma oder die Gefahr seinen Arbeitsplatz verlieren zu können, weil regelwütige Politiker und Amtspersonen sich gerade einer Orgie an Regulierungswut hingeben. Einem Regelwahn den diese Personen ja fast selbst nicht mehr verstehen können.
Selbst Verantwortung tragen können, das fordern die Demonstranten ein. Selbstbestimmung und ein Recht darauf, ihre Rechte wahrnehmen zu können. Die Gängelei des Staates ist für manche nicht tragbar und für manche echt „too much“, wie mir ein 16-Jähriger erklärte, der sich selbst in dieser Welt nicht mehr sieht und dabei sehr traurig wirkt. Das ist gefährlich für den Zusammenhalt und für das weitere „Sein“ unserer Kinder, die diese Welt gerade nicht verstehen.
Klinisch rein soll sie sein und und frisch, unsere aufgeräumte Umwelt, die sich die Demo Gegner wünschen, da ist ein Demonstrationszug gegen Corona Maßnahmen nicht zu dulden, so dreckig und unsauber wollen die ihre Stadt nicht und untermalt mit Sprüchen, die die Strahlkraft der Aussage beinhalten, das dort nur esoterische Spinner, Lehrer:innen, komische Studenten und natürlich „stramme Nazis“ mitlaufen. Das was dem Demonstrationszug von den Menschen der Antifa oder den Omas gegen rechts von außen an den Kopf geworfen wird ist für den Betrachter schon eine Form von Gewalt und genau dieses wollen die Teilnehmer der Demonstrationen nicht.
Es ist ein friedliches Gebaren, was die Teilnehmer in der Hansestadt Lübeck am Montag, den 14. Februar zeigten und genau das fordern diese Menschen ein. Einen friedlichen Umgang miteinander und die Freiheit der Selbststimmung. Am Rande sind auch Themen zu hören, viele Tote durch Drogen, ein immer noch gegeneinander aufhetzender Versuch, den Radfahrer gegen den Autofahrer politisch auszuspielen, ein am Boden liegender sozialer Wohnungsbau für ein Lübeck der „Schönen und Reichen“ und die Ausrichtung der Sozialdemokratie ins Neoliberale. Lübeck ist eine Stadt geworden, wo Ausgrenzung an Boden gewinnt und das einstig Soziale so langsam im Küstennebel verschwindet zulasten der Menschen, die hier leben und arbeiten. Leben darf man in dieser Stadt nicht, wo die Gentrifizierung spätestens um 21:30 omnipräsent ihre Ruhe einfordert und verlangt dass das Proletariat die Gehwege fegt.
Sie werden weitergehen, solange bis es aufhört mit der Ungerechtigkeit und dem Aufgehetze aus Interesse am Machterhalt. Sie werden mehr und sie werden nicht aufhören, solange nicht ein Einlenken stattfindet und ein Bekenntnis für mehr Miteinander in einer hygienisch, reinen und kalten Welt und sie sind weder Nazis noch esoterische Spinner.
Kaum einer der politisch Verantwortlichen in der Hansestadt Lübeck unternimmt Versuche, in den Dialog zu kommen, einzig Detlev Stolzenberg von der Wählergemeinschaft „Die Unabhängigen“ stellt sich hinter die Demonstranten nicht in ihrer Aussage, aber er bekennt sich zu Versammlungsfreiheit und Demonstrationsrecht. Keiner der anderen Fraktionen will sich dazu äußern, lediglich ein das hinterherrufen der Parole „Das sind doch alles Nazis“ ist in unserer Stadt gerade schick geworden.
Und so werden sie wiederkommen, jeden Montag, bis sie entweder Gehör finden oder ein Dialog der Verantwortlichen mit den Menschen zustande kommt.